«Die Beteiligten sprudeln vor Ideen» - Einblicke an der HSLU

Die co-kreative Gemeinde- und Stadtentwicklung befeuert Initiativen und Projekte und löst gleichzeitig auch Überforderung aus. Am 14. Mai näherten sich Fachpersonen und Forschende bei einem lebendigen Erfahrungsaustausch an der Hochschule Luzern dem viel diskutierten Konzept an.

Partizipation? Co-Produktion? Oder in der Praxis gar eher unter dem Begriff Mitwirkung? Das Institut für Soziokulturelle Entwicklung der HSLU - Soziale Arbeit hat am 14. Mai geballtes Wissen aus Praxis und Forschung versammelt, um das Konzept der Co-Kreation in der Gemeinde- und Stadtentwicklung unter die Lupe zu nehmen.

Gelebte Partizipation

Isabell Herrle, SNF-Doktorandin im Projekt «Stadtentwicklung: Partizipation von ‘unten’ und von ‘oben’» schlüsselte die Begrifflichkeiten im ersten Teil der Veranstaltung etwas auf. Die ‘top down’-Partizipation sei vermehrt in Kritik geraten, weil sie beispielsweise marginalisierte Gruppen ausschliessen könne. «Durch die Forderung nach einer innovativeren Partizipation hat die Co-Kreation an Popularität gewonnen», so Herrle.

 

«Durch die Forderung nach einer innovativeren Partizipation hat die Co-Kreation an Popularität gewonnen»
Isabel Herrle, SNF-Doktorandin im Projekt «Stadtentwicklung: Partizipation von ‘unten’ und von ‘oben’», HSLU-Soziale Arbeit

 

Co-Kreation sei ein kreativer und sozialer Prozess. Im Fokus steht dabei die aktive Mitwirkung der Bürger:innen. Ein Beispiel: Staatliche Akteure geben nicht-staatlichen mehr Teilhabe, wofür sie lokales Wissen von Quartierbewohnerinnen erhalten. Herrle sagt aber auch: «Die Begriffe der Co-Kreation, Co-Produktion oder Partizipation werden in der Praxis oft noch synonym verwendet.»

Fruchtbarer interdisziplinärer Ansatz

In drei Gruppen versuchten die anwesenden Fachpersonen – von der Architektin über den Arzt bis zum Sozialarbeiter der Polizei war alles dabei – in der folgenden halben Stunde die Konzepte aus der Sicht der Praxis zu ergründen. Wo braucht es noch weiterführende Forschung, die dem Berufsalltag dient? Wie lassen sich co-kreative und auch partizipative Prozesse in der Raumentwicklung oder in der Planung von Bauprojekten besser anwenden?

Sabina Ruff, Präsidentin Plattform GSR:

«Soziale Arbeit ist eben nicht nur ein rosarotes Schleifchen am Projekt. Co-kreative Raumproduktion gehört auch in die Aneignungsphase eines Bauvorhabens.»

Die angeregten Diskussionen zeigten: Das Thema scheint in all den unterschiedlichen Praxiswelten präsent zu sein. Eine Gruppe erkannte im Begriff der Co-Kreation, der ursprünglich aus dem Management und dem Marketing kommt, Möglichkeiten zur Verständnisförderung und Anknüpfung innerhalb der Verwaltung. Eine andere Gruppe betonte, dass die Wirkungen dieser co-kreativen Prozesse sichtbar gemacht werden müssen, damit man die nachhaltige Motivation der Zivilgesellschaft gewährleisten kann.

We need a change

Sabina Ruff vom Laboratorium für Zukunftsgestaltung und Vorständin der Plattform GSR (siehe Box) führte mit einem leidenschaftlichen Plädoyer den Anlass in die letzte Runde. «Soziale Arbeit gehört eben nicht nur in die Planung oder in die Umsetzung, sondern unbedingt auch in die Aneignung. Co-kreative Raumproduktion muss über den ganzen Prozess Teil des Projekts sein», bekräftigte Ruff. Das grosse Bild mit der Aufschrift «We need a change» hinter ihr unterstrich das Votum.

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Feierabend mit dem Team der Quartierentwicklung Suhr